Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen? Machst Du Dinge, welche Du nicht tun solltest? Unterlässt Du es, Dinge zu tun, welche Du tun solltest?
Alles klar, willkommen auf der Erde. Das sind Schuldgefühle.
Das verrückte mit Schuldgefühlen ist, dass die meisten Menschen versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Es wird verdrängt, vertuscht, verwischt, unter den Teppich gekehrt, dass sich die Balken biegen. Tja, auch diese Fähigkeit liegt uns inne. Der Wunsch, das nicht zu fühlen, zu kontrollieren oder weg zu haben, ist häufig riesig. Das ist durchaus verständlich, denn für Dein Gehirn sind das reale Schmerzen. Doch es wird schnell zum Teufelskreis – und zur riesigen Lebens-Energie-Verschwendung. Was hat es denn mit den Schuldgefühlen auf sich und was kannst Du tun?
Kongruenz
Kongruenz ist der Zustand der inneren Übereinstimmung. Du bist mit Dir selbst im Reinen, in deiner Mitte. Ein schlechtes Gewissen ist wie ein Störfaktor dabei.
Kongruenz ist der Zustand, der für Dein Gehirn am angenehmsten ist, weil dabei am wenigsten Energie verbraucht wird. Sparsamkeit und Effizienz ist in der Natur überlebenswichtig. Nichts wird verschwendet, alles gebraucht.
Kongruenz ist auch der Zustand, wenn Du: glücklich, erfüllt, verbunden, im Fluss (in the flow), präsent bist.
Wirft Dich Dein schlechtes Gewissen aus der Bahn, leidest Du. Und das versuchen die meisten Menschen zu vermeiden. Wer leidet schon gerne? Na ja, ich gebe lieber keine Antwort darauf…
Moral
Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Arten von schlechtem Gewissen.
– Schlechtes Gewissen, aufgrund der Verletzung der erlernten Moral
– Schlechtes Gewissen, aufgrund der Verletzung Deiner eigenen, inneren Moral (Stimme des Herzens)
Das Problem der Moral: sie kommt allzu oft von aussen. Moral von aussen ist wie ein Kleber, der Verhaltensnormen festigen, zementieren soll. Von unseren Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern und deren Vorstellungen. Wenn Du Dinge tust/unterlässt, von welchen Du denkst, dass Deine Eltern damit nicht einverstanden wären (erlernte Moral), dann leidest Du auch.
Vor einigen Jahren war ich ziemlich geschockt von meinem Vater. Ich war neben ihm, als er bei Rot an der Baustelle weiterfuhr. Bei Rot! Klar, es war niemand da und es hat auch niemanden gestört. Aber das ist gegen das Gesetz! Ich weiss, ich mache gelegentlich Sachen, die man nicht tun «dürfte»… aber mein Vater? Verrückt, dass ich dachte, er halte sich immer an alle Regeln. Verrückt, aber das dachte ich… danach eiferte ich auch.
Der Schock war, als ich merkte, dass meine Vorstellung von Richtig und Falsch, falsch waren. Ich sage nicht, dass ich das Vorbeifahren bei Rot, befürworte. Aber ich kann meinen Vater verstehen. Ja, es ist Gesetz und eine Regel und ja, er machte sich strafbar. Vor den Augen des Gesetzes, ganz klar. Aber war es deswegen falsch? Hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen? Hätte er ein schlechtes Gewissen haben sollen?
Verletzung der erlernten Moral
Wenn Du gegen die Vorstellungen Deiner Mutter, Vater, Familie, handelst, hast Du wohlmöglich ein schlechtes Gewissen. Es plagt Dich, tut Dir weh, dass Deine Handlungen nicht im Sinne Dieser Menschen sind. Du verdrängst das vielleicht oder willst es nicht wahrhaben. Trotzdem wirkt es auf Dich. Das ist logisch, denn im Grunde genommen wollen wir alle geliebt werden und dazu gehören. Handlungen gegen diese «erlernte» Moral, schmerzt.
Stell Dir vor, Du willst aber wirklich nicht das machen, was Deine Eltern oder Familie gerne hätte. Du hast ganz andere Pläne und diese Pläne fühlen sich auch richtig und gut an. Stell Dir vor, der Druck des schlechten Gewissens ist so stark, dass Du es nicht mehr aushältst. Du willst es einfach nicht wahrhaben. Jetzt machst Du in Deiner Vorstellung sogar Deine Eltern/Familie schlecht, weil Sie Dir nicht zustimmen. Du verdrängst den ursprünglichen Schmerz so stark, dass Du ihn nicht mehr fühlst. Du fühlst nur noch, dass Du Recht hast und Sie Unrecht. Voilà. Erfolgreich ausgetauscht. Schmerz gegen Wut und Abneigung.
Verletzung Deiner eigenen, inneren Moral
Im oberen Beispiel hat es mit einer Verletzung der «äusseren», erlernten Moral angefangen. Auch die schmerzt. Bei grosser Verdrängung kann sie bereits sehr viel Lebensenergie und Freude auffressen. Wie ein faulender Eiter – Keim im Inneren. Doch die Ausgangslage war harmlos. Du hast etwas gemacht, was anderen womöglich nicht gepasst hat. Das ist so im Leben, das passiert ständig. Trotzdem tut es weh. Da führt kein Weg dran vorbei. Trennung schmerzt und auch wenn es nur eine gedankliche Trennung ist. Für Dein Gehirn ist Trennung eben Trennung.
Aber dann kam der Verdrängungs – Mechanismus: damit die Rechtfertigung und damit das Dich über andere stellen und andere zu entwerten. Dies ist eine Verletzung deiner eigenen, inneren Moral. Wenn Du Dich von anderen abwendest, Sie be – oder verurteilst, handelst Du gegen Dein Mensch – Sein. Dann handelst Du gegen Deine Natur. Nicht weil dies irgendjemand so sagt, sondern weil es einfach gegen Deine Natur ist. Du weisst es genau. Dann handelst Du gegen Deinen Kern, gegen Dich als Individuum, unbeachtet von äusserer Moral.
Diese innere Verletzung wurzelt tiefer, ist essenziell. Und auch sie tut weh.
Scheinlösungen
In der Kirche gibt es die Beichte. Das ist eine feine Sache, sofern es kein Ablasshandel wird. Denn Ablasshandel gibt es unzählige, geschickt getarnt.
Unser Verstand versucht, Kongruenz wieder herzustellen. Egal wie. Und da uns Menschen das Recht – haben oftmals wichtiger ist als alles andere, wuchert er in alle Richtungen.
Eine verbreitete Version: Schuldgefühle. So verrückt das klingen mag, es lohnt sich zu überprüfen. Dein Verstand rechnet Dir aus: Wenn Du Dich nur lange genug schuldig fühlst, wird die Rechnung beglichen. Schuldgefühle werden zur Währung in diesem Ablasshandel. Also geht es Dir richtig mies, Du fühlst Dich schuldig, klagst Dich selbst an, machst Dich fertig, verurteilst Dich auf Schärfste… drehst Dich selbst so richtig durch die Mangel. Was bin ich nur für ein Sauhund, für ein Schafskopf oder Kotzbrocken. Ich bin wirklich nicht ok, so wie ich bin. So geht das nicht weiter. Ich sollte mich schämen… wirklich abgrundtief.
Diese Hölle dauert je nach Schweregrad des Vergehens für eine Weile oder länger. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem Du aufhörst, Dich dafür fertig zu machen. Irgendwann kommt die Entscheidung: jetzt habe ich genug gelitten. Ich war lange genug im Fegefeuer, in der Hölle. Jetzt sind meiner Verfehlungen gebüsst. Die Schuld ist beglichen.
Da Du, laut Verstand, Deine Schulden beglichen hast, kannst Du wieder neue Fehler machen. Wohlmöglich genau dieselben nochmals, wie bereits zuvor. Schon hast Du einen funktionierenden Teufelskreis aus Verfehlung – Schuld – Schuldgefühlen – Begleichung – erneute Verfehlung.
Verrückt? Ja, total. Aber wir Menschen (oder zumindest der Verstand) meint, das funktioniert.
Entschuldigung
Lass mich Klartext sprechen: Entschuldigung ist eine Floskel, eine soziale Redewendung.
«Entschuldige bitte, ich hab’s nicht so gemeint…». Gut, brav und nett gemeint. Und doch ist es Blödsinn. Niemand kann Dir die Schuld «wegnehmen», «ent – schuldigen». Die Schuld, den Fehler, hast Du begangen (oder eben nicht). Da gibt’s nichts dran zu rütteln. Und auch wenn das gegenüber Deiner Bitte um «Ent – Schuldigung» entspricht… damit ist es nicht getan. Du bist der/die Verursacher/in. Lebe damit. Da führt kein Weg dran vorbei.
Du kannst ausdrücken, dass es dir Leid tut. Klar, das mag in vielen Fällen angemessen sein. «Es tut mir leid» kann aber auch zur Floskel werden.
Lösung
Es gibt nur etwas, was funktioniert. Wahrheit. Die Wahrheit macht Dich frei. Klingt abgedroschen, aber es stimmt wie seit jeher. Aber was heisst Wahrheit?
Wahrheit heisst in diesem Zusammenhang auch Offenheit. Öffne Dich ganz, anerkenne die Tragweite Deiner «Schuld» ganz. Das kann verdammt weh tun. Du hast andere verletzt. Wirklich verletzt. Nicht nur Ihre Vorstellungen oder Wünsche ignoriert…
Wahrheit heisst auch, die Schuld einzugestehen, ohne Widerwillen. Deinen Widerstand gegen den Schmerz, gegen die gefühlte Schuld, loszulassen. Vielleicht ist auch ein Eingeständnis gegenüber der betroffenen Person, angemessen: «Ja, das habe ich gemacht / unterlassen. Es tut mir sehr leid, ich hätte das wirklich nicht tun sollen. Ich war egoistisch…»
Im Endeffekt heisst Wahrheit, dazu zu stehen. Dich nicht um die Verantwortung zu drücken. Und auch, Dich zu verstehen und Dir selbst zu verzeihen.
Der Umgang mit Schuld kann schnell mal seeeehr schwer werden. Darum hol Dir Hilfe.
Clearing unterstützt Dich, Deine ganze Wahrheit zu erkennen und auszudrücken. Eine unglaubliche Erleichterung und Befreiung.
Das ist bestimmt nicht der «leichteste» Newsletter und auf den ersten Blick auch nicht sonderlich motivierend. «Juhui, mich für den Schmerz öffnen, und anerkennen, was ich gemacht/unterlassen habe…» Klingt nicht sehr verlockend… und für Deinen Verstand klingt es nach Hölle.
Dein Verstand hat Recht. Es ist die Hölle. Sprichwörtlich. Solange Du drin bist, auf jeden Fall.
Das schöne dabei ist: es ist sehr leicht, wenn Du es Dir nicht schwer machst. Es ist keine Arbeit, kein „Schuften“ oder ein „noch mehr, dass ich machen sollte“.
Nein, es ist ein „aufhören, mich dagegen zu wehren“… und ein „Ja sagen, zu dem was sowieso bereits ist“.
Lass Deinen Widerstand zusammen mit dem Schnee wegschmelzen (oder auch vorher/schneller)
Schlechtes Gewissen ist wie das Leben mit angezogener Handbremse. Schuld, Schuldgefühle sind wie ein Kleber, der Dich in alten Strukturen festkleben lassen.
Josef